Höchstwerte von Vitaminen
Eine mögliche Überdosierung von Vitaminen wird in nicht-wissenschaftlichen Medien schon seit Jahren sehr gerne zum Thema gemacht. Leider wird in aller Regel sehr schlecht recherchiert, denn das Ziel ist es, durch Präsentation einer Pseudo-Sensation mehr Auflage zu machen. Die Fakten sprechen klar dafür, dass wir uns eigentlich nur zur weit verbreiteten Unterversorgung intensiv Gedanken machen müssen.
Wir haben daher die Fakten zur Vitaminversorgung einer möglichen Überdosierung einmal komprimiert zusammengefasst. Lesen Sie hier:
"NRV" ist die Abkürzung für "Nutritional Reference Value". RDA ist die Abkürzung für "Recommended Daily Allowance". RDA meint denselben gestzlich festgelegten Wert wie NRV, nur unter anderem Namen. Während früher in der EU der Referenzwert RDA benannt wurde, ist es mittlerweile Gesetz in der EU, diesen als NRV zu benennen. Gesetzlich festgelegte NRV Standardmengen gibt es für alle Vitamine und für viele Spurenelemente sowie Magnesium und Kalzium. In den USA und ausserhalb der EU bezeichnet man diese Werte weiterhin meist als RDA.
Definition NRV: Die Menge des Nutritional Reference Value NRV benennt die Menge an täglicher Einnahme eines Mikronährstoffes, bei der ein gesunder junger Mensch, der nicht raucht und keinen Alkohol trinkt und auch keine Medikamente einnimmt, keine messbaren Mangelerscheinungen aufzeigt.
Wie Sie an der Definition sofort sehen können, ist der NRV Wert ein Mindestwert für eine bestimmte sehr gesunde Bevölkerungsgruppe. Bei besonderen Bedarfssituationen wie Schwangerschaft, Alter, Verdauungsproblemen, Krankheit und Medikamenteneinnahme können die täglichen Bedarfsmengen teilweise deutlich steigen. So empfiehlt die D.G.E. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. für die Bevölkerungsgruppe ab 40 Jahren eine Vitamin D Zufuhr von 10 µg bis 20 µg (200% - 400% NRV). Frauenärzte empfehlen allgemein eine Zufuhr von 400 µg bis 800 µg Folsäure täglich (200% - 400% NRV), wenn eine Schwangerschaft möglich ist.
Die NRV sind vor allem auch kein Optimalwert der Vitaminversorgung. Eine gesetzlich festgelegte Optimalmenge an Vitaminen und Spurenelementen gibt es nicht. In der Ernährungsmedizin geht man allgemein von Optimalwerten deutlich oberhalb der NRV aus.
Die NRV sind insbesondere auch keine Höchstwerte für die tägliche Einahme von Vitaminen oder Spurenelementen. Wenn Sie also die dreifache oder auch zehnfache Menge der NRV eines Vitamins einnehmen, dann kann das immer noch deutlich weniger als die optimale Menge oder die Höchstmenge sein.
Sie lesen bestimmt oft in der Zeitung, dass die Vitamin Überdosierung gefährlich ist. Leider beschäftigen sich viele Redakteure nicht wirklich mit der Materie und sind einfach nur froh, wenn sie mit einer Panik-Schlagzeile zu einer angeblichen Vitamin-Überdosierung die Leser fesseln können und ihre Zeitung verkaufen können.
Fakt ist: die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat nur für einige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente überhaupt eine empfohlene Obergrenze für die langfristige Einnahme festlegen können. Für sieben Vitamine gibt es keine von der EFSA festgelegten Obergrenzen, weil in allen publizierten Studien auch bei extremer Dosierung keinerlei Nebenwirkungen festzustellen war.
Bei der Bestimmung von Höchstwerten gibt es dreierlei Werte, die diskutiert werden:
Der Upper Level UL wurde von der EFSA für sechs der dreizehn Vitamine und für einige Spurenelemente festgelegt worden. Dabei hat man sich am NOAEL orientiert, also der höchsten Menge, bei der von keinen Nebenwirkungen berichtet worden ist, und hat dann einen Sicherheitspuffer von zumeist 50% oder mehr abgezogen. Dies ist fallweise erfolgt, je nachdem wie die Nebenwirkungen bei deutlich höherer Einnahme aussehen.
Kritiker führen an, dass diese von der EFSA festgelegten Werte möglicherweise viel zu gering sind. Denn die Betrachtung zieht nur die negativen Nebenwirkungen der Einnahme mit ein, nicht aber die positiven Wirkungen der hohen Vitamineinnahme. Wenn in einer Studie bei hoher Vitamineinnahme also von 100 Personen 50 einen gesundheitlichen Vorteil hatten, fünf aber Nebenwirkungen verspürt haben, so empfiehlt die EFSA aus Vorsichtsgründen eine deutlich niedrigere Einnahme.
Ein behandelnder Arzt kann also bei einerm Kranken durchaus guten Grund haben, eine Vitamineinnahme oberhalb der Upper Limits oder der NOEAL zu empfehlen. Dies kann nur eine Einzelfall-Empfehlung auf Basis einer ärztlichen Untersuchung und Diagnose sein, ist aber keine allgemeine Einnahme-Empfehlung.
Müssen wir uns eigentlich mehr Gedanken um eine mögliche Überdosierung machen? Oder sollten wir nicht eher über eine gesunde Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse nachdenken, um überhaupt nur unseren Mindestbedarf an Vitaminen sicher zu stellen?
In einer Untersuchung an über 20.000 Personen aus Deutschland wurden über ein Jahr lang die Ernährungsgewohnheiten genau analysiert. Die Studie ("Nationale Verzehrsstudie 2008") wurde von der Bundesregierung in Auftrag gegeben und bezahlt. Die Resultate sind daher als sehr aussagekräftig zu werten. Die Ergebnisse wurden 2008 veröffentlicht. Im "Ergebnisbericht Teil 2" der Nationalen Verzehrsstudie 2008 wird exakt dargelegt, wieviele Personen je Bevölkerungsgruppe (nach Geschlecht und Altersgruppe) weniger als die empfohlene Mindestmenge NRV zu sich nehmen.
Die Ergebnisse sind erschreckend - und erschreckend wenig bekannt:
Eine langfristige Unterversorgung mit Vitaminen und Spurenelementen hat verschiedene gesundheitliche Einschränkungen zur Folge. Im harmlosesten Fall ist es "nur" Haarausfall, der beispielsweise bei Eisenmangel oder Biotinmangel als typische Folgeerscheinung auftritt.
Folsäuremangel in den ersten Wochen der Schwangerschaft führt beim Kind zu einem erheblich vergrößerten Risiko von schweren irreversiblen Fehlbildungen (Spina bifida, Neuralrohdefekt). Beim Erwachsenen ist eine ausreichend hohe Folsäurezufuhr genauso wie die Zufuhr von Vitamin B12 und Vitamin B6 notwendig, um den Homocysteinspiegel in einem gesunden Bereich zu halten. Ein Mangel an diesen Vitaminen kann zu erhöhtem Homocysteinspiegel führen, der ähnliche negative Effekte auf Durchblutung, Herz und Kreislauf wie ein erhöhter Cholesterinspiegel hat.
Auch Immunsystem, Stimmung, Schlaf, Energie, Hormone und Antrieb sind unmittelbar abhängig von einer ausreichenden Vitaminzufuhr.
NRV (tägliche Mindestmengen wie auf der Packung ausgewiesen) und Upper Level von Vitaminen laut europäischer Lebensmittelbehörde EFSA sind (Stand 11/2021) :
Mikronährstoff | NRV | UL Upper Level |
Vitamin A (Retinol) | 800 µg | 3.000 µg |
Beta-Carotin | n.v. | n.v. |
Vitamin D (Cholecalciferol) | 5 µg | 100 µg |
Vitamin E (Tocopherol) | 12 mg | 300 mg |
Vitamin K K1: Phyllochinon K2: Menachinon K3: Menadion | 75 µg | n.v. |
Vitamin B1 (Thiamin) | 1,1 mg | n.v. |
Vitamin B2 (Riboflavin) | 1,4 mg | n.v. |
Vitammin B3 (Niacin) | 16 mg | 900mg Nicotinamid bzw. 10mg Nicotinsäure |
Vitamin B5 (Pantothensäure) | 6 mg | n.v. |
Vitamin B6 (Pyridoxin) | 1,4 mg | 25 mg |
Biotin (Vitamin B7) | 50 µg | n.v. |
Folsäure (Vitamin B9) | 200 µg | 1.000 µg |
Vitamin B12 (Cobalamin) | 2,5 µg | n.v. |
Vitamin C (Ascorbinsäure) | 80 mg | n.v. |
n.v.: nicht vorhanden, also nicht von der EFSA festgelegt und bisher nicht feststellbar. Quelle: https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/assets/UL_Summary_tables.pdf
NRV (tägliche Mindestmengen wie auf der Packung ausgewiesen) und Upper Level von Mineralstoffen und Spurenelementen laut europäischer Lebensmittelbehörde EFSA sind (Stand 11/2016):
Mikronährstoff | NRV | UL Upper Level |
Calcium | 800 mg | n.v. |
Chlorid | 800 mg | n.v. |
Chrom | 40 µg | n.v. (WHO: 250 µg) |
Eisen | 12 mg | n.v. |
Fluorid | 3,5 mg | 7 mg |
Jod | 150 µg | 600 µg |
Kalium | 2.000 mg | n.v. |
Kupfer | 1 mg | 5 mg |
Magnesium | 375 mg | unklar (DE: 250 mg) |
Mangan | 2 mg | n.v. |
Molybdän | 50 µg | 600 µg |
Phosphor | 700 mg | n.v. |
Selen | 55 µg | 300 µg |
Zink | 10 mg | 25 mg |
n.v.: nicht vorhanden, also nicht von der EFSA festgelegt und bisher wegen nicht ausreichender Studienlage nicht feststellbar.
NRV (tägliche Mindestmengen wie auf der Packung ausgewiesen) von Aminosäuren hat die europäische Lebensmittelbehörde für die Lebensmittelkennzeichnung nicht festgelegt. Freie Aminosäuren sind sehr sichere Lebensmittelbestandteile. Wir achten selbstverständlich bei der Dosierung der freien Aminosäuren in unseren Produkten sehr darauf, dass die Dosierung einerseits positiv zur Ernährungsbilanz dieser freien Aminosäure beiträgt. Andererseits dosieren wir alle Aminosäuren im sicheren, nicht-toxischen und nicht-pharmakologischen Bereich.